08 Feb

Suchtprobleme sind immer noch so tabubehaftet, dass Kinder mit diesem Problem im Elternhaus sehr oft allein gelassen werden.Wie kann es sein, dass nicht nur Familienmitglieder, FreundeoderNachbarn wegschauen, sondern auch professionelle Helfer*innen Suchtprobleme einfach übersehen? Je früher Kinder suchtkranker Eltern Hilfe bekommen, umso eher sind sie vor gravierenden negativen Folgen geschützt.

Die Landesstelle für Suchtfragen fordert deshalb in einem aktuellen Positionspapier, dass man Hilfen und Unterstützungen für Kinder suchtkranker Eltern systematisieren muss. Denn je früher Kinder erfahren, was mit Ihren Eltern los ist und dass sie mit dem Suchtproblem der Eltern nicht allein sind, umso besser sind sie geschützt, diese Belastungen gut zu meistern. „Man darf das nicht dem Zufall überlassen, ob Kinder mit so einer großen psychischen Belastung Hilfe bekommen oder nicht. In Kitas, Schulen und in der Jugendarbeit müssen die Mitarbeiter*innen soweit geschult und sensibilisiert werden, dass sie die Probleme erkennen und handelnkönnen“, fordert Elke Wallenwein vom Diakonischen Werk Württemberg, stellv. Vorsitzende der Landesstelle für Suchtfragen.

Aber selbstda, wo die Eltern eine Krankheitseinsicht haben und sich in Behandlung begeben, werden die Kinder nicht automatisch unterstützt. Dabei gibt es Erkenntnisse, Konzepte und Erfahrungen, wie wichtig die begleitende Unterstützung der Kinder ist. Sabine Sturm ist Psychologin in der Sucht-Fachklinik Haus Kraichtalblick und weiß aus Ihrer Arbeit zu berichten, dass die Kinder oft viel zu früh zuhause Verantwortung über-nehmen und damit eigentlich scheitern müssen. „Es ist unglaublich schön zu erleben, wie die Kinderdann bei richtiger Betreuung und Unterstützung aufblühen und sich wieder trauen, Kind zu sein.“Die Arbeit mit den sogenannten Begleitkinderneiner Reha-Maßnahme wird bis heute nicht von den Kostenträgern finanziert.

Die Landesstelle für Suchtfragen arbeitet seit Jahren kontinuierlich daran, ambulante Gruppenprogramme für diese Kinder überall in Baden-Württembergzu etablieren. Mit Hilfe der AOK-Baden Württemberg konntenmittlerweile Fachkräfte der Suchtberatungsstellen an über 30Standorten zu dem Programm TRAMPOLIN geschult werden. Nun gilt es, dass diese Programme vor Ort bekannt und genutzt werden. „Wir müssen permanentdafür in der Öffentlichkeit und besonders in der Jugendhilfewerben. Die Institutionen brauchen immer wieder fachliche Informationen, um die Probleme erkennen zu können damit Hilfe gezielt ansetzen kann,“ berichtet Frau Beck-Götz von der Caritas Suchtberatung in Schwäbisch Gmünd, wo seit 4Jahr solche Gruppen fortlaufend angeboten werden.

Für die Redaktion:
Positionspapier der Landesstelle für Suchtfragen
Webseite zur Aktionswoche
Webseite für Betroffene Kinder und Jugendliche
Webseite zum Gruppenprogramm Trampolin
Informationen zum Fetalen Alkoholsyndrom