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Sperrfrist: 13.06.2024 um 9:00 Uhr

PRESSEMELDUNG

SPORTWETTEN KANN SÜCHTIG MACHEN

Stuttgart, 13. Juni 2024
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Die Fußball EM wird in wenigen Stunden angepfiffen. Und wenn das Fußballfieber steigt, steigt auch das Wettfieber. Fast die Hälfte aller Sportwetter (48,8%) bekommen richtig Probleme damit. Man muss in BW von ca. 46.000 Menschen mit Sportwett-Problemen ausgehen. Die Zahl der Betroffenen ist in Sportvereinen besonders hoch. Die 24/7 Verfügbarkeit durch digitale Sportwetten bergen ein hohes Suchtpotential. Höchste Zeit Sportwetten zu entzaubern.


Die Landesstelle für Suchtfragen will keine Spielverderberin sein, aber bei dem besorgniserregenden Anstieg von Sportwettaktivitäten gehen bei den Suchtexpert:innen die Alarmglocken an. Denn die Forschung zeigt, dass von den Sportwettern ein Viertel (25,6%) leichte Glücksspielstörungen aufweisen, 12% eine mittelschwere Störung zeigen und 11,2% sogar eine schwere Glücksspielstörung entwickelt. Die Live-Sportwetten sind dabei am gefährlichsten. Besonders betroffen sind junge Männer im Alter von 21 bis 35 Jahren und junge Männer mit Migrationsgeschichte. Bei diesen Zahlen sind die mitbetroffenen Angehörigen noch gar nicht mitgedacht. Glücksspielsucht Forscher Dr. Tobias Hayer spricht daher von einer „dringend benötigten Ent-Individualisierung der Problemsicht“ bei Glücksspielen und Sportwetten.


Ausgesprochen besorgniserregend ist, dass auch Jugendliche vor Sportwetten nicht sicher sind. Werbung durch Promis, auf Fußballtrikots und in den Sozialen Medien vermitteln die Botschaft, Sportwetten gehören dazu. Jugendschutz ist hier Fehlanzeige.


„Steigt der Anteil der Menschen, die im Sport Wetten abgeben, so steigt auch der Anteil derer, die Probleme kriegen. Sportwetten sind eben Wetten und kein Sport“, kommentiert Dorothea Aschke, Vorsitzende der Landesstelle, die Entwicklungen. Aber genau das wird in der Sportwetten-Werbung suggeriert. Mit vermeintlichem Sportwissen wird die individuelle Einflussnahme vorgegaukelt. „Sportwetten sind hochriskant und müssen endlich den Regeln des Glücksspiels zugeordnet werden. Dann gibt es zumindest einen Hebel für Jugendschutz und Werbeeinschränkungen,“ fordert Aschke.


Ein drohender Anstieg von Suchtklient:innen wäre derzeit von den Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg gar nicht zu bewältigen. Eine chronische Unterfinanzierung lässt eine Ausweitung nicht zu. Diese gegenläufige Entwicklung ist ein großes Problem, dessen Lösung noch nicht in Sicht ist. Daher fordert die Landesstelle für den kommenden Landeshaushalt eine realistische Anpassung der Landesförderung für die Suchthilfe.


Hintergrundinformation:

Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung - Glücksspiel-Survey 2023: https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf


Glücksspielatlas Deutschland 2023 – Zahlen, Daten, Fakten https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/Gluecksspielatlas_2023_DHS.pdf 


GGL – Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder: „Der Anteil von Sportwetten am deutschen Glücksspielmarkt belief sich im Jahr 2021 auf 13,2 %. Dies entspricht einer Erhöhung um 18 % gegenüber dem Jahr 2020, wodurch sich das Segment Sportwetten zu einer bedeutenden Größe im deutschen Glücksspielmarkt etabliert.“ Quelle: https://www.gluecksspiel-behoerde.de/de/gluecksspielforschungundstudien/studien-und-statistiken


46.000 von Sportwett-Problemen Betroffene in BW: Die Zahl wurde wie folgt ermittelt: 22,67% der Glücksspielprobleme entfielen bei einer Studie auf Sportwetten (Brosowski & Hayer, 2023, S. 19). Nach aktuellem Forschungsstand liegt bei 2,3% (Glücksspiel-Survey 2023) der erwachsenen Bevölkerung (18 bis 70-Jährigen) vor. Danach wären in Baden-Württemberg über 200.000 Menschen mit unterschiedlichem Schweregrad von einer Glücksspielstörung betroffen. Setzt man diese Ergebnisse ins Verhältnis (23% von 200.000) ergeben sich statistisch rund 46.000 Sportwetter mit Problemen.


Hilfe und Unterstützung in Baden-Württemberg findet man bei allen Suchtberatungsstellen im Land: https://lss-bw.de/wp-content/uploads/2024/05/2024_05_03_Anschriftenliste_PSB.pdf 

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Schwerpunkt Beratungsstelle für Glücksspielsucht im Raum Stuttgart: Suchtberatung der eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.

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Bundesweites Angebot

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Kontakt:

Christa Niemeier, Referentin für Suchtfragen und Prävention, Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V.,Stauffenbergstraße 3, 70173 Stuttgart, Tel.: 0711/61967-32, Mail: niemeier@lss-bw.de

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Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg 
Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. // Stauffenbergstraße 3 // 70173 Stuttgart ✎ 2022 Liga Baden-Württemberg
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