Stellungnahme der Suchthilfe
26 Jun

Die Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg will die Einführung von Testmöglichkeiten für Partydrogen –das sogenannte Drug-Checking –ermöglichen.

Stuttgart 26.06.2019
Zum heutigen Internationalen Tag gegen den Drogenmissbrauch klären heute unter dem Motto „Was Eltern über Drogen wissen sollten, ihre Kinder aber nie zu fragen wagen“ Suchtberatungsstellen über Gefahren und Risiken des Drogenkonsums auf und stellen ihre Beratungs- und Hilfsangebote vor.

Im Rahme der zentralen Veranstaltung in Stuttgart fordert die Landesstelle für Suchfragen Baden-Württemberg, dass das „Prüfen von Drogen“ („Drug-Checking“) auf ihre Wirkstoffe ermöglicht werden soll. Dadurch sollen junge Menschen vor Gesundheitsgefahren bewahrtund über die Risiken des Drogenkonsums aufgeklärt werden.Bisher scheitert die Einführung an der Rechtslage. Nach dem Bundesbetäubungsmittelgesetz machen sich Personen strafbar, wenn sie Drogen untersuchen. Deshalb müsse sich das Land auf Bundesebenefür die Legalisierung von „Drug-Checking“ einsetzen, so die Landesstelle.

„Das „Drug-Checking“ ist eine große Chance, um mit den jungen Menschen in Kontakt zu kommen und das Konsumverhalten zu thematisieren. Das Testangebot auf Partys führt nicht zu einer höhe-ren Konsumbereitschaft. Im Gegenteil: Konsumierende werden vorsichtiger und der Konsum wird weniger riskant“, erklärt Oliver Kaiser, Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen. „Unsere direkten Nachbarländer Österreich, Schweiz und dieNiederlande machen seit Jahren positive Erfah-rungen mit diesem Angebot. Wir brauchen auch bei uns endlich eine klare rechtliche Regelung, die das „Testen von Drogen“ erlaubt“, so Kaiser.

„„Drug-Checking“ ist ein wichtiger Baustein der Gesundheitsförderung im Bereich des illegalen Drogenkonsums“, erläutert PhilippWeber, Projektkoordinator von „take“ bei Release e.V. Stuttgart. „Neben den wichtigen Substanzinformationen erleichtert es auch den Zugang zum Suchthilfesystem“, so Weber weiter.

„Die Hemmschwelle,ein Drogenberatungsangebot wahrzunehmen ist oft zu hoch und kommt für viele Konsumierende von „Partydrogen“ nicht in Frage“, sagt Alexander Stahl, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Projekt „take“in Stuttgart. „Wir bauen diese Schwelle ab, indem wir uns an Orte begeben,an denenpotentiell Konsum stattfindet. Niemand muss sich informieren, jeder kann sich informieren. Auch der Rahmen steht jedem offen, von dem schnellen Blick in den Infoflyer bis zum persönlichen Gespräch ist alles möglich“, so Stahl.

„Wir halten die Aufklärungsarbeit von Konsumierenden für ausgesprochen wichtig“, erklärt Florian Buntfuss, Geschäftsführer vom Stuttgarter Szeneclub Climax Institutes. „Wir sind eben nicht nur Clubbetreiber, sondern teilweise auch Eltern oder Freunde von potentiellen Opfern einer bisher nicht immer optimalen Drogenpolitik. Aus diesem Grund sehen wir uns als Partner und Unterstützer von „take“bei Ihrer, aus unserer Sicht, sinnvollen Forderung zur Einführung von „Drug-Checking” in Deutschland“, so Buntfuss.